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Experteninterview: Dominik Nouri (VEOMO)

Dominik Nouri ist Mitgründer und Geschäftsführer der Veomo Mobility GmbH. Wir haben ihn zu seiner Vision der zukünftigen Mobilität und seiner Sicht auf die Digitalisierung von Parkräumen befragt.

Erzähle uns doch bitte ein wenig von Dir und Deiner Erfahrung im Mobilitätssektor.

Ich bin einer der beiden Gründer von VEOMO. Das Thema Mobilität hat mich immer schon bewegt, weshalb ich eine Weltreise unternommen habe. Dort habe ich viele verschiedene Städte, unterschiedliche Formen der Mobilität und Prioritäten gesehen. Mobilität ist etwas, das uns verbindet und heutzutage als Lifestyle angesehen werden kann. Auch aus diesem Grund habe ich vor meiner Zeit bei VEOMO bei einem großen Autobauer gearbeitet und bemerkt, dass sich im Bereich Mobilität etwas ändern muss.

Was zeichnet VEOMO aus, wofür steht Ihr?

Bei VEOMO legen wir großen Wert auf die Verständlichkeit von Mobilitätsinformationen und entwickeln bereits bestehende Lösungen, die jeder kennt, weiter. So tragen wir neue Informationen in die Welt. Es braucht mehr Bewusstsein für Alternativen, um nicht in unserer Routine stecken zu bleiben. Wir selbst haben zum Beispiel kein Auto, sind immer auf der Suche nach neuen Diensten und einer gewissen Flexibilität. Wir sind der Meinung, dass wir leicht zugängliche Informationsquellen brauchen, um die Services rund um neue Mobilitätsdienste schneller und besser zu integrieren. VEOMO trägt sozusagen neue Informationen in die Welt, die jedem nützlich sind.

Als wir mit VEOMO angefangen haben, wollten wir durch öffentlich zugängliche Mobilitätsdaten den Zugang zu neuen Mobilitätsdiensten für Nutzer*innen verbessern. In erster Linie war es unser Antrieb, die Anschlussmobilität zu verbessern und nachhaltigere Alternativen zum Auto aufzuzeigen. Hierzu zählt beispielsweise der E-Scooter oder das Carsharing.

Auch wenn die Mobilitätsdaten immer noch den Kern unseres Unternehmens darstellen, ist daraus weit mehr geworden. Neben dem VEOMO Mobilitätsmonitor nutzen wir Standortanalysen wie die VEOMO Mobilitätsbewertung. Unsere Mobilitätskonzepte erstellen wir für Bauverantwortliche, Städte und Unternehmen. Das klingt reichlich kompliziert, ist es aber gar nicht. Im Grunde wollen wir mit unseren Lösungen und Services anderen dabei helfen, unsere Städte lebenswerter und nachhaltiger zu gestalten.

Seit wann gibt es VEOMO und was sind Eure größten Erfolge in den letzten Jahren?

Ende 2018 haben wir VEOMO gegründet. Seitdem ist einiges passiert. Wir haben die größte multimodale Mobilitätsplattform mit über 100 neuen Mobilitätsdiensten in der DACH-Region aufgebaut. Daraus haben wir verschiedene Lösungen entwickelt, welche in einer Vielzahl von Branchen Anwendung finden (Flughäfen, Messen, Städte, ÖPNV). Wir beraten Projektentwickler*innen mit datenbasierten Mobilitätskonzepten – dies ist bislang einmalig in unserer Branche.

Anfangs wollten wir lediglich die Anschlussmobilität verbessern. Sehr schnell haben wir dann aber gemerkt, dass wir durch unsere Expertise im Mobilitätssektor sowie unsere Software noch viel mehr tun können und haben daraufhin unsere Mobilitätsberatung ins Leben gerufen.

Mittlerweile konnten wir für unsere Kund*innen mehr als 1.000 Stellplätze reduzieren und haben ca. 4.000 Tonnen CO2, 50 Etagen Bausubstanz und 120 Mio. Euro für Bauträger eingespart. Wenn ich so zurückdenke, merke ich, dass wir zu Beginn einfach zu klein gedacht haben.

Welche Rolle spielen VEOMO und Eure Lösung bei der Gestaltung der Mobilität von morgen?

Seit unserer Gründung merken wir sehr deutlich, wie der Wunsch nach Veränderung in der Gesellschaft immer größer wird. Bevor wir allzu weit in die Zukunft blicken, stellen wir uns lieber die Frage: “Was können wir jetzt ändern?” Bei der Entwicklung unserer verschiedenen Softwarelösungen haben wir einen sehr starken Fokus auf die Skalierbarkeit und eine leichte Umsetzung gelegt. Unsere Mobilitätsmonitore können innerhalb von drei Werktagen in ganz Deutschland geliefert werden. Für unsere Standortanalysen braucht es nur einen einzigen Klick und unsere Mobilitätskonzepte werden innerhalb von nur vier Wochen fertig gestellt. Unsere größte Herausforderung besteht nach wie vor darin, Unternehmen und Städte davon zu überzeugen, dass sie schnell und einfach die Wegbereiter für die Mobilität von morgen sein können.

Viele Unternehmen und Städte sehen dies als etwas in der Zukunft an, womit sie sich heute noch nicht beschäftigen müssen, da es ihnen noch keinen direkten Mehrwert bietet. Gerade in den eher konservativen Branchen wie der Immobilienentwicklung und auch die Städte wagen sich ungern an solche Zukunftsthemen, da sie diese als Risiko wahrnehmen. Unsere Lösungen sollen genau dem entgegenwirken und aufzeigen, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Prägnant zusammengefasst könnte man auch sagen, unsere Lösungen sind der Wegbereiter für die Mobilität.

Wie seht Ihr bei VEOMO die Rolle des „PKW-Individualverkehrs“ in den nächsten fünf Jahren und in den nächsten 20 Jahren?

Auch wenn Wunschdenken natürlich dazu verleitet zu hoffen, dass alle nur noch mit dem ÖPNV von A nach B gelangen, so wird der private PKW in Realität auch in zehn oder 20 Jahren Teil unseres Stadtbildes sein. Nur in einer anderen Form als jetzt. Mit der Devise “Sharing is Caring” werden sich in Zukunft mehrere Personen ein Auto teilen.
Mit der Verfügbarkeit von Carsharing-Anbietern, die schon jetzt jederzeit überall verfügbar sind, sehe ich zwar in fünf Jahren keine enorme Veränderung, doch in 20 Jahren könnte ich mir vorstellen, die Autos auf 1.000 Deutsche von ca. 550 Autos auf weniger als 1/3 zu reduzieren.

Ebenfalls kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das autonome Fahren an Popularität gewinnt. Der ÖPNV und die Deutsche Bahn werden weiter ausgebaut, besser und effizienter werden. Mikromobilität und der ÖPNV werden enger zusammenarbeiten und sich gegenseitig fördern.

Das Auto wird in Zukunft eher nur noch zwischen den Städten genutzt werden. Man bekommt aber keinen Zugang mehr zur Stadt und parkt deshalb außerhalb. Von dort geht es dann mit einem Shuttle, einem Cable Car oder dem Zug in die Stadtmitte. Zudem wird noch weiter am Antrieb verbessert werden. Die Zukunft wird überwiegend frei von Abgasen sowie Lärm sein, da die meisten Automobilhersteller auf Wasserstoff oder Elektronik umsteigen werden. Verkehr, so wie wir ihn heute kennen, wird nicht mehr existieren. Alle Fahrzeuge untereinander werden vernetzt sein.

Welche Rolle spielen Parkhäuser bei dieser Entwicklung?

Auch wenn die Zukunft des privaten Autos nach meiner Prognose nicht sonderlich rosig aussieht, so muss dies nicht für Parkhäuser gelten. Wir werden immer von A nach B fahren müssen, nur wesentlich multimodaler. Parkhäuser werden ein wichtiges Bindeglied bei der Entwicklung hin zur neuen Mobilität darstellen. Sind es heute meist Bauten, in denen PKWs abgestellt werden können, könnte ich mir vorstellen, dass Parkhäuser in der Zukunft stattdessen eher zu Mobilitätshubs werden. Eigene PKWs, Carsharing, Scooter, Bikesharing und mit Sicherheit durch die voranschreitende Entwicklung von Unternehmen wie Volocompter und Lilium bald auch Mobilität aus der Luft. Stellflächen werden immer gebraucht, nur diverser. Zudem lassen sich in Parkhäusern außerhalb der Stoßzeiten, wenn wenig Verkehr herrscht, E-Autos oder Shuttles wunderbar laden.

Aus Eurer Sicht, wie digital ist das Parken bereits heute und was kann/sollte sich verändern?

Die Digitalisierung von Parkraum ist eine der wichtigsten Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen. Denn die Nutzung von raren Flächen muss möglichst weiter optimiert werden. Hier unterscheiden wir zwischen dem öffentlichen und dem privaten Parkraum. Im privaten Parkraum geht die Digitalisierung um einiges schneller voran. Die Optimierung von Unternehmensparkplätzen liegt im Trend. Wir sehen noch sehr viel Potenzial was die Optimierung von Parkraum in Wohngebäuden anbelangt. Dies gestaltet sich als sehr schwierig. Es gibt auch mittlerweile vereinzelte Städte, welche die Digitalisierung von Parkraum proaktiv angehen. Daher sehen wir es als wichtig an, bei neuen Projekten gleich in der Neubauphase ein Parkraum-Management-System zu integrieren.

An welcher Stelle siehst Du konkrete Anknüpfungsmöglichkeiten und Formen der Kooperation zwischen VEOMO und Parkhausbetreibern?

Wir machen darauf aufmerksam, Parkraum als Mobilitätshub zu nutzen. Bei P+R gestalten wir die Anschlussmobilität. Auch empfehlen wir unseren Kund*innen ein System, um Parkraum effizient zu nutzen und den Bedarf an Stellplätzen zu reduzieren.

Der Fokus Eurer Mission sind laut Eurer Website die Menschen. Was meint Ihr damit und welche Persönlichkeiten bzw. Charaktere wollt Ihr ansprechen und erreichen?

Genau, das ist richtig. Städte sind am Ende immer die Orte der Menschen. Die Städte durch die Mobilität der Zukunft nachhaltiger zu gestalten, folgt immer dem Anspruch, die Umwelt lebenswerter zu machen. Um dies zu erreichen, gehen wir vor allem auf jene zu, die die Städte am meisten mitgestalten. Die Städte selbst, die Bauverantwortlichen etc.

Wir Menschen haben unsere aktuelle Mobilität erschaffen und wir sind dafür verantwortlich, wie sie sich weiterentwickelt – damit steht der Mensch mit all seinen Gewohnheiten und Gefühlen im Mittelpunkt. Als junges Unternehmen ist es schwierig, jede*n Einzelne*n von einem neuen Mobilitätverhalten zu überzeugen. Deshalb sprechen wir gezielt Unternehmen und Städte an, die den Mehrwert einer nachhaltigen Mobilität bereits erkannt haben und ihre Bürger*innen und Mitarbeiter*innen neue Mobilitätslösungen in die Hand zu geben und den Wandel in Bewegung zu bringen.

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen und einen Einblick in Eure Perspektive auf die Mobilität von Morgen ermöglicht hast!

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